Gute Gespräche und Zeiten der Stille

20 JAHRE „OFFENE ELISABETHKIRCHE“ – GRUPPE SUCHT NACHWUCHS

Bettina Praßler-Kröncke (links) und Sigrid Neumann ist es ein Anliegen, die Elisabethkirche für Besucherinnen und Besucher zu öffnen. Foto: Andrea Hesse

Den Anstoß gab vor mehr als 20 Jahren eine Frau, die einen Angehörigen verloren hatte und Bernd Wrede ansprach: Ihr fehle ein ruhiger Ort für ihre Trauer, erzählte sie dem damaligen Pastor der Elisabeth-Kirchengemeinde in Langenhagen. Der reagierte gemeinsam mit seiner Frau, der Kirchenpädagogin Marion Wrede, und beide trommelten im Jahr 2003 eine Gruppe von ehrenamtlichen Kirchenhüterinnen und -hütern zusammen. Mehr als 30 Frauen und Männer aus der Gemeinde schlossen sich der Gruppe an und sorgten in den folgenden Jahren dafür, dass die Elisabethkirche regelmäßig für Besucherinnen und Besucher geöffnet wurde. In diesem Jahr nun konnte die „Offene Elisabethkirche“ ihr 20-jähriges Bestehen feiern.

Alljährlich in der Zeit zwischen Ostern und Erntedank stehen die Türen der Elisabethkirche Interessierten offen: Von Dienstag bis Samstag können Menschen sich in eine Bank setzen und Ruhe finden, über mehrere QR-Codes Wissenswertes über die von Conrad Wilhelm Hase erbaute Kirche erfahren oder mit einer Kirchenhüterin ins Gespräch kommen.

„In den 20 Jahren, die ich nun dabei bin, gab es gute Gespräche, aber auch ganz stille Zeiten ohne Besuch. Beides konnte ich genießen und irgendwie auch für mich selbst nutzen“, berichtet Cornelia Nicolay, die seit der Gründung der Gruppe dabei ist. Sie erzählt etwa von einem älteren Mann, der lange in einer Bank gesessen hatte und sich, schon im Hinausgehen, noch einmal umdrehte mit den Worten: „Vor zwei Tagen ist meine Frau gestorben.“  Sie hätte anschließend noch eine ganze Weile mit diesem Mann beisammengesessen und sei sehr nachdenklich zurückgeblieben, sagt Cornelia Nicolay.

In der von Conrad Wilhelm Hase erbauten Kirche gibt es vieles, was die Kirchenhüterinnen Sigrid Neumann (von links), Bettina Praßler-Kröncke und Frauke Niedermayr den Besucherinnen und Besuchern zeigen können. Foto: Andrea Hesse

In den zurückliegenden 20 Jahren kamen im Schnitt jährlich etwas mehr als 1.700 Menschen für einen kurzen oder auch längeren Besuch in die Elisabethkirche. Diese Zahl ist beeindruckend, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die umfangreichen Baumaßnahmen von 2016 bis 2018 und die mehrfachen Lockdowns während der Corona-Pandemie die Zahlen spürbar senkten. Zurück ging auch die Zahl der Menschen, die ihre Kirche für andere öffneten und noch öffnen: Waren es 2015 noch 35 Personen, die zur Gruppe Offene Kirche gehörten, sind es heute nur noch 24 Aktive. Dennoch ist es weiterhin möglich, die Kirche an fünf Tagen pro Woche für jeweils vier Stunden zugänglich zu machen.

„Für mich ist es einfach schön, unsere Kirche für Menschen zu öffnen – diesen wunderbaren Raum, der Ruhe und Frieden vermittelt“, sagt Sigrid Neumann, die seit rund zwei Jahren zum Team gehört. „Ich sitze auch selbst gerne hier, das hat etwas Meditatives. Und ich kann für andere da sein, muss aber nicht die ganze Zeit reden.“

Die Organisation innerhalb der Gruppe Offene Kirche wird so einfach wie möglich gehalten: In der Elisabethkirche liegt ein Dienstplan aus, in den jede und jeder sich selbst einträgt – je nach persönlichen Möglichkeiten und Vorlieben. „Natürlich machen wir da keine Vorgaben und alle können so mitarbeiten, wie es ihnen passt“, sagt Gemeindepastorin Bettina Praßler-Kröncke, die die Gruppe begleitet. So ist es auch möglich, jederzeit eine Pause von ein paar Wochen oder auch Monaten einzulegen, um in den Urlaub zu fahren oder die Enkel zu hüten. Viele der Kirchenhüterinnen und -hüter sind bereits im Ruhestand und können sich so auch für Vormittagsdienste eintragen. Und natürlich haben sie alle einen Kirchenschlüssel.

Viele Besucherinnen und Besucher tragen sich in das ausliegende Gästebuch ein. Foto: Andrea Hesse

Als Pastorin begleitet Praßler-Kröncke die Gruppe, steht für Fragen und Anregungen zur Verfügung und organisiert gemeinsame Veranstaltungen. Zweimal jährlich kommt die Gruppe zusammen – zum Glas Wein in der Kirche oder zu einem Ausflug. So wurden unter anderem schon das Kloster Loccum, das Marienkloster in Helmstedt und die Kreuzkirche in Eickeloh, die „kleine Schwester“ der Elisabethkirche, besucht. Für alle ehrenamtlich Tätigen ist es dabei immer wieder spannend, einander von ihren Erlebnissen in der Kirche zu erzählen und zuzuhören.

Die Elisabethkirche, die das blau-weiße Signet „Verlässlich geöffnete Kirche“ trägt, ist noch bis Ende September dienstags bis samstags von 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr geöffnet. Anschließend geht es temperaturbedingt in die Herbst- und Winterpause. Dennoch würde sich Pastorin Praßler-Kröncke auch zum Ende der Saison noch über Anrufe interessierter Menschen freuen: „Wir suchen Nachwuchs für die Gruppe“, erzählt sie. Gerne könnten sich auch Paare melden, die die Elisabethkirche im kommenden Jahr gemeinsam für Besucherinnen und Besucher öffnen möchten. Die Pastorin ist unter Telefon 0511 773943 zu erreichen.

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