Querbeet - Ich schenk dir mein Herz - am 3. März 2013

"Aus eins mach zwei – atme frei!

Ein aufgelockerter Abendgottesdienst mit Band und Spielchen zum Thema Organspende – kann das gehen? Dem Querbeet-Team der Elisabeth-Gemeinde gelang dies, zuweilen erfrischend politisch unkorrekt.

Sie hätten es sich so einfach machen können. Wer sich bereit erklärt für eine Organspende, der rettet Leben. Was also, um alles in der Welt, sollte dagegen sprechen? O, mein Gott, so viel. Die Diskussion um Organspenden hat in den vergangenen zwölf Monaten viele Argumente gehört. Dafür. Dagegen. Ein neues Gesetz wurde auf den Weg gebracht, das in diesem Jahr allen krankenversicherten Menschen Post beschert mit der sanften Bitte, doch den beiliegenden Organspendeausweis zu unterschreiben. Es wurden himmelschreiende Skandale um womöglich unlautere Wege aufgedeckt, auf denen schwer kranke Menschen ein neues Organ erhalten haben. Während andere, vielleicht noch schwerer Erkrankte noch länger warten müssen. Vielleicht zu lange. Da klingt „Ich schenk dir mein Herz“ als Titel für den Querbeet-Gottesdienst verhältnismäßig seicht. Doch die prall gefüllte Stunde am Sonntagabend geriet zum erfreulichen Gegenteil. Nichts sparte das Team um Pastor Torsten Kröncke aus. Nicht die unschlagbaren Argumente für die Unterschrift auf dem Ausweis – scheckkartenklein mit großer Wirkung. Aber auch nicht all die Ängste und Vorbehalte gegen diesen sekundenkurzen Stifteinsatz. Kröncke selbst war sich nicht zu schade zuzugeben, bisher – aus welcher Gefühlsgemengelage auch immer – diesem Schritt ausgewichen zu sein. Aus Angst? Getragen von dem Wunsch, diesen Gedanken an den eigenen Tod zu verdrängen? Das wohltuend sachliche Moderatorenteam aus Hartmut von Blanckenburg und Rita Kischlat versorgte in einem Frage- und Antwortspiel die vollbesetzte Kirche mit Fakten. Stets ohne moralinsauren Zeigefinger. Wohl aber gespickt mit vielem allzu Menschlichem und zuweilen auch politisch unkorrekten Hinweisen: Auch jene Menschen, die in Göttingen oder Regensburg vielleicht auf unlauterem Wege an ein Organ gekommen sind, waren schwer krank. Auch ihnen hat ein gespendetes Organ das Leben gerettet.

Aufgelockert wurde dieser „andere Abendgottesdienst“ mit der atemstockend provokanten Lotterie „Geld oder Leber“ mit einem aalglatten Steffen Grott: „Lunge gefällig? Kann man teilen. Aus eins mach zwei und beide atmen frei!“ Und: „Die zweite Niere ist ja wie die Verteilerkappe beim Renault 4. Davon hatte man im Handschuhfach auch immer eine in Reserve dabei.“ Beeindrucken konnte aber vor allem die Band „Lichtblick“ mit einer mitreißend singenden Julia Fahl. Zwischen all den medizinischen Einzelheiten gründete Kröncke auch eine theologische Brücke. Zwar sage die Bibel direkt naturgemäß nichts zur Organspende. Doch was habe Jesus am Kreuz wohl gemeint, mit der Gabe seines Leibes? Was also spricht dagegen? Mein Gott, eigentlich nichts."

Rebekka Neander / Nordhannoversche Zeitung / 5. März 2013

Fotos: Caroline von Blanckenburg